Sonntag, 4. Oktober 2015

2015_10_04 Waschtag

Ich kann nur bis 9 Uhr schlafen. Nur vier Stunden Schlaf reicht normal nicht. Meine Schulter wieder zickt herum und ich werfe Ibu ein.
Kaffee und Katzenwäsche und Desinfektionsmittel, dann zieht es mich wieder ins Lager. 
Was machen die Kinder? 
Wie läuft es am Stand? 
Wie geht es den Menschen? 

Später Überraschung: Wir bekommen Besuch Christian und Paul sind seit einer Woche mit Fahrrädern unterwegs. Auf wirklich alten Geppeln. Sie sind inspiriert von den politischen Ereignissen, wollen den Weg der Flüchtlinge rückwärts erkunden. Gerne sind die Österreicher für ein Interview bereit.
Falls Ihr das einmal lest… Danke Jungs!
Christian stammt aus Linz in Österreich an der Donau. Von Wien aus sind die Beiden losgefahren, der Flüchtlingsroute entgegen. Vor drei Jahren ist Christian schon von Linz nach Barcelona geradelt. Alleine. Für diese Tour Linz-Balkan-Thessaloniki wollte er verständlicher Weise nicht alleine sein.
Paul ist 24 Jahre jung und Fotograf. Das hatte sich gut ergeben, dass Christian das sportliche Projekt vor hatte. Paul wollte ohnehin das Thema Flüchtlinge fotografisch erarbeiten.
Radl fährt der Paul jeden Tag, aber nicht solche Distanzen und Herausforderungen wie Reifen wechseln und Schlauch pflegen. In Etappen fahren Paul und Christian mehr nördliche Route ab. Die Beiden waren schon in Wien. Dann am Grenzübergang Nickelsdorf – Hegeschalom, wo sie die erste Nacht in Bruchbude der ehemaligen Grenzstation übernachteten. Abseits der Straße haben Cristian und Paul keine Flüchtlinge gesehen. In Nickelsdorf haben sie zwar Flüchtlinge gesehen, konnte aber nicht mit ihnen sprechen.
Weiter ging es der Donau entlang bis zur ungarisch-serbischen Grenze. Interessiert hatte sie die Meinung der ungarischen Bevölkerung, verrät Christian. Ausgerechnet die Menschen, die Ungarn, auf die halb Europa mit dem Finger zeigt und sie als Rassisten beschimpft. Meinungen und Einstellungen hörte sich das Duo der Orban-Anhänger an. Teils leiden sie unter falschem Stolz, so ihr Eindruck. Die Sicht auf die Flüchtlinge hänge sich immer an Einzelbeispielen auf. Paul und Christian wollen sich ein eigenes Bild machen. Sprechen in Ungarn mit Verkäufern, mit den Leuten auf dem Campingplatz, in den Radshops, mit Lehrern, mit Ärzten. Alles wirkt sehr aufschlussreich.
Dann nahmen die Lenkräder wieder Kurs nach Kroatien auf, nach Tovarnik. Jemand erzählte vom Lager in Opatovac und so strandeten sie hier.
Heute Nacht finden die Radlfahrer in „unserem“ Camp in Opatovac eine Matratze. Lernen hier uns als Volunteers kennen, schnuppern ins Flüchtlingscamp und packen auch handfest mit an.
Weiter wollen sie am nächsten Tag nach Belgrad. Mit dem Zug geht es dann bequemer Weise nach Mazedonien und von dort aus weiter mit dem Radl nach Thessaloniki.
Gute Fahrt!

Ich drehe meine Runde durch das Camp. Der Kasper begleitet mich ab sofort immer. Viele Kinder erkennen mich von der Nacht. Ich spiele mit Ihnen, bringe sie zum Lachen, mache Quatsch, lenke sie ab. Crazy times.
         
Hinter einem Zelt erstarre ich. Ein Mädchen hat seinen Schal und einige anderen Dinge gewaschen. Zum Trocknen hängt die Kleine die Stoffteile an den Stacheldraht auf. Dahinter sehe ich den Draht durch den Strom fließt. Was für ein irres Bild. Es lässt mich nicht los.


Eine Frau um die 70 kann fast nicht laufen. Hier muss ein Rollstuhl organisiert werden. Das RC hat nur einen Kinderrollstuhl und einen für Erwachsene, das reicht nicht. Ich bekomme nur den Stuhl für Kinder und natürlich ist er zu klein. Bald ist zum Glück der größere Stuhl frei und Oma lacht. „Give me five – Patsch“.
Im Klamottenzelt sind Männerhosen und Männerschuhe nahezu aus. Viele Leute brauchen eine komplette neue Ausstattung. Nach und nach leert sich das Lager mit den 5500 Menschen. 
Wo kommen wir jetzt hin? 
Was passiert mit uns? 
Was antworte ich? 
Zuerst nach Tovarnik, dort mit dem Zug weiter. 
Und dann? Good luck jedenfalls! 

Gegen Mittag bin ich platt und schlafe zwischen Stunden. Kraft tanken. 

Was wird uns heute Nacht erwarten? 

Nachtrag: Der ganz große Ansturm kam nicht,  bzw. alles lief sehr kontrolliert ab. 




Wen dieses Bild nicht berührt....

There do you want to go? - To a place to live!

WLAN-Zelt: Hallo Familie, ich lebe noch! 

Kein Regen.

Wohin bringen Sie uns?

Wo kommen wir hin?

Was macht man dort mit uns?

Kleiderspenden in XXL

Kasper wartet auf die Kinder.

Unruhe im Lager.

Alle weg.

I'm so sorry, we don't have shoes for you.






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