Mittwoch, 7. Oktober 2015

2015_10_07 dehydrierte Kinder

Ab 9 Uhr habe ich Schicht.
Gleich ist wieder Katzenwäsche angesagt.
Mal sehen, wie der Tag wird.

Im Klamottenzelt ist nach kurzer Zeit die Hölle los. Der grüne Sektor wird belegt. Es geht rund.
Die Menschen tragen die letzten Latschen. Löchrig, durchnässt, die Sohlen lösen sich.

"Sorry, we have only shoes for people who have no shoes. Your shoes are good enough".

Die Polizei sichert den Eingang. Dann dürfen immer ein paar Leute kommen.
Auf geht's bitte, "Jalla".

Nachmittags gehe ich mit Christina von Magna in die andere Zone. Kasper ist dabei und die Kleinen lachen sich schief.
Ich stehe am Eingang und sehe einen Vater mit einem Baby in der Babytrage. Das Krümelchen ist total dehydriert. 
Hallo Adrenalin! Aufwachen!
Jetzt schnell Hilfe holen. Christina flitzt auch los.
Babynahrung und spezielle Nahrung zum Aufpäppeln brauchen wir.
Ist es tot? Ich flenne um das Baby, das ist zuviel.
Eine Minute durchschnaufen, dann geht es weiter.
Trinkt das Kind?
Reagiert es?
Es schießt Leben ins Baby.
Uff....

Kasper spaziert weiter durch das Lager. Ein Mann sitzt im Rollstuhl. Ein Bein ist verbunden, das andere fehlt. "Push.... a bomb in Syria", werde ich aufgeklärt.
Er muss zur Toilette? Ich weiß, wie die Klobolde aussehen. Oh Mann....
Sein Freund oder Bruder nickt mir zu, irgendwie kriegen sie das hin.

Ein Junge, ca. sehn Jahre alt, wird im Rollstuhl geschoben. Der Kleine zeigt spastische Lähmungen auf. Der Vater trug ihn hierher, von Irak aus nach Kroatien und immer weiter.

Kasper schaut in die Zelte und sorgt für gute Laune. Die Kinder quietschen vor Spaß, die Erwachsenen auch, sogar Polizei und RK kichert.
Ich komme mit Kasper in ein neues Zeit. Eine Mutter hat ihr Mädchen im Arm, ihr Blick ist lethargisch und verwirrt.
Die Kleine ist knapp zwei Jahre alt.
Ihre Augen und der Mund sind geöffnet, sie atmet flach.
Dehydriert!
Schon wieder!
Wieder muss es schnell gehen.
Spezielle Babynahrung wird besorgt.
Das Mädchen trinkt.
Die Mutter fragt etwas auf arabisch. Wir sind ratlos. Ein Mann im Zelt übersetzt, dass sie eine spezielle Babynahrung, eine Marke, aus Ihrer Heimat möchte. Oh Mann...
Ich verdrehe die Augen.
Die Kleine ist wieder lebendig.
Ich gehe.

Am Gate zu den Bussen verabschiedet der Kasper die Kinder - und kontrolliert, ob alle Krümelchen Socken, Mütze und Jacken haben.

Später trinke ich etwas vom selbst gemachten Wein von einer lieben einheimischen Helferin.
Ich bin 49.
Happy Birthday, Karin.


Bomb, push....

Zum Glück versorgt ihn sein Freund.

Wie witzig. Das Militär trägt ein komplettes Zelt über den Erdwall.

Geschafft!

Der Inhalt des Zeltes wird erst danach aufgeräumt.

Kinder trösten.

Kasper bei der Arbeit.

Wenn Zeit ist wird gemalt und Kinder dürfen Kinder sein.

Blödeln im Nachbarssektor.

Badezimmer....

Wie lange bleiben wir hier? - Ich habe keine Ahnung.

Zähne putzen!

Die Ungewissheit quält.

Mitten in der Flüchtlings-Pipeline nach Europa.

Der Bildungsstand ist enorm hoch.

Wie Vieh werden die Menschen angetrieben und warten Stunden.

Mitten in der Nacht.

Für das Foto muss ich mich verdrücken, sonst erwischt mich die Polizei.

Pflaster klebt, Kind gerettet.

Kasper liebt Kinder "Selam"

Und immer wieder desinfizieren, um keine Krankheiten zu übertragen.

Macht Spaß :-)

Die Kleinen ertragen unendliche Strapazen. 

Kinder sollen behütet werden und nicht flüchten müssen.

Die Busse fahren die Menschen nach Tovarnik an den Bahnhof.

Von Tovarnik aus fährt der Zug an die ungarische Grenze. Nach Zakany müssen die Flüchtenden mitten in der Nacht einen morastigen Weg laufen, auf dem sie knöcheltief einsinken. 

Endlich geht es weiter.




1 Kommentar:

  1. Nachträglich noch alles Gute zum Geburtstag.
    Von diesen Zuständen hört und liest man fast gar nichts mehr in den Medien. Dabei wird es kälter und noch wichtiger den Menschen zu helfen.

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